Es gibt Dialekte, die kann man einfach nicht hören. Sorry
liebe Ösis, Schwiezerdütsch ist ok, aber Österreichisch geht für mich gar
nicht. Das ist wahrscheinlich so ähnlich, wie wenn Bayern mein Sächs’sch hören
müssen.
Gestern Abend schlafe ich gegen 21 Uhr ein. Eine halbe
Stunde später bin ich wieder hellwach. Das darf doch nicht wahr sein: Wir sind
dieses Mal von Ösis umzingelt. In Anbetracht der Tatsache, dass 4:45 Uhr der
Wecker klingelt, ist es schon elend spät. Da könnte man doch mal ein bisschen
leise machen. Aber egal, wir haben schon viele Widrigkeiten umschifft. Ich
halte es aus und schlafe irgendwann wieder ein. Mitten in der Nacht bin ich
wieder wach. Schnarchen auf Österreichisch ist gruselig. So bin ich morgens
nicht ganz so munter wie gestern, aber es geht schon noch. Andere schauen übler
aus der Wäsche, mein Bruder zum Beispiel. Jedenfalls rede ich mir das ein.
Wir stellen uns zeitig an den Start. Eine kluge
Entscheidung, denn heute gibt es in der Startphase nicht ganz so viele
Überholmöglichkeiten wie gestern. Wir fahren wieder bis in die Top-20 vor. Die
ersten beiden Gruppen sind aber schon ein kleines Stück weg. In einer Abfahrt
will ich wieder an die zweite „ranrollen“. Auf dem losen Split kommt ziemlich
plötzlich eine Linkskurve. In den Weinbergen sieht man Richtungsänderungen
ziemlich spät. Fakt ist: Wir sind zu schnell für diese Kurve. Mit viel
Körpereinsatz komme ich auf der letzten Rille noch rum. Immanuel nimmt leider
den direkten Weg geradeaus in die Weinstöcke. Wir haben Glück, er hat nicht
einmal einen Kratzer abbekommen und wir haben nur sechs, sieben Plätze verloren
als es für uns weiter geht.
Super Trails |
Nach dem Start besteht der Rest der 85 Kilometer praktisch
ausschließlich aus Trails. Ein Großteil davon ist künstlich angelegt. Ein
Anlieger jagt den nächsten, Brücken, Absätze, … ich finde es einfach genial.
Für meinen Bruder mit seinem etwas angeschlagenen Oberkörper ist es leider,
sagen wir mal, suboptimal. Er wird heute noch zweimal in den Dreck langen. Auch
wenn er bergauf einen guten Tag hat, verlieren wir in den Trails bergab immer
wieder viele Plätze und viel Zeit. Die Schaltung an meinem Rad verlangt
mittlerweile auch ziemlich viel Feingefühl - trotz Nachölen an jeder
Verpflegungsstelle. Auch klappert und knarzt es irgendwo hinten am Rad.
Hoffentlich ist es nicht der Rahmen …
Nach knapp viereinhalb Stunden haben wir es fast geschafft. Wir
bauen noch einen kleinen Umweg ein, weil wir einem anderen Team einfach
hinterher fahren. Wir müssen natürlich umdrehen um wieder zurück auf die
Strecke zu kommen. Die Aktion kostet uns vielleicht drei, vier Minuten und ein
paar Plätze. Im Ziel staunen wir: Gesamtplatz 54. Gefühlt haben uns wenigstens
200 Teams überholt. Haben wir doch irgendwo abgekürzt? Uns ist jedenfalls nichts
bewusst und wir werden keinen Protest einlegen. Die Ursache fürs Klappern
stelle ich nach Zieleinfahrt fest: Die Schrauben, die hinten den Bremssattel
halten sollten, sind nur noch zur Hälfte eingeschraubt. So ein Mist, das hätte
ins Auge gehen können. Insider werden jetzt schmunzeln … der Stark und seine
Bremsen. Ich schwöre: Die Schrauben waren mit Loctite mittelfest eingeschraubt
und ich habe erst vorgestern mit dem Drehmomentschlüssel kontrolliert.
Nach dem Rennen gönne ich mir eine kostenfreie (!) Nackenmassage
von den Damen mit Korbhut in der Rider’s Lounge. Die ist erstens kostenfrei und
war zweitens in den letzten Tagen immer recht ausgiebig und drittens angenehm.
Heute wird’s kurz und schmerzhaft. Aua. Na mal sehen, vielleicht macht’s ja
schnell … wir werden es dann morgen sehen ;)
Immanuel im Ziel |
Miele-Wäscheservice im Camp bekommt auch Manis Trikot wieder sauber |
Wahrscheinlich habt ihr die Kurven zu spät gesehen, weil ihr wieder viel zu dicht an den Profi-Teams dran gewesen seid!!!
AntwortenLöschenFür morgen viel Erfolg und noch viel mehr Spaß!!!