Die letzte Nacht ist weitgehend ruhig. Ein paar dunkelhäutige
Südafrikaner einige Zelte weiter unterhalten sich noch, als ich gegen elf Uhr
noch einmal aufwache – aber kein Vergleich zu den Schwiezern oder Ösis der
vergangenen Nächte. So schlafe ich bald weiter. Diesmal ist Etappenstart acht
Uhr und der Wecker klingelt eine Stunde später als sonst. Wie im Paradies. Als ich
aufstehe belehrt ein hellhäutiger Südafrikaner die nächtliche Gespräche
führenden dunkelhäutigen Südafrikaner so: „Learn your fucking shit or I will
kick your head and let you bleed out here“. Ah ja, ohne Worte. Wenn ich das
genauso machen würde, wäre das Fahrerfeld schon längst befreit von Schwiezern
sowie Ösis, wir wären in der Gesamtwertung zehn Plätze weiter vorn und würden
heute aus Startblock A starten. So geht’s nun leider bei strömendem Regen aus B
auf die 69 Kilometer lange Etappe. Unser Plan für heute ist simpel: Vollgas
starten und dann hoffen, dass wir hinten raus nicht zu viele Plätze verlieren.
Leider geht es sehr schnell in den ersten Anstieg. Die Post ist daher vorne
natürlich längst weg, während wir uns noch durchs Feld kämpfen. Im Anstieg
arbeiten wir uns dann recht schnell nach vorn. Seit langem überholen wir mal
wieder das führende Damenteam und lassen die Masters-Führenden Brentjens/Azevedo
stehen. Als es steil wird, fängt Immanuels kleines Kettenblatt an zu spinnen
und die Kette verklemmt sich immer wieder. Er muss ständig runter vom Rad und die steilen
Rampen müssen wir schieben. Das kostet viel Kraft. Dennoch kommen wir über den
ersten Anstieg drüber ohne von irgendjemandem überholt zu werden. Ich rate
Immanuel, nur noch das große Blatt zu benutzen. Er beherzigt es. Das erste Mal
seit dem Start vor einer Woche muss ich jetzt richtig über die Berge drücken.
Vielleicht hätte ich ihm einfach das kleine Blatt abschrauben sollen? Egal,
jetzt ist es zu spät dafür. Irgendwann kommt die einzige lange
Pflicht-Schiebepassage des gesamten Rennens. Geschätzte zwei Kilometer bergab
auf glitschigen, kindskopfgroßen Steinen. Eine super Sache in Radschuhen. Dazu
kommt noch, dass mir vor drei Tagen ein hochfliegender Felsbrocken meinen
linken großen Fußzeh ruiniert hat. Das steigert das Wohlbefinden beim
Bergablaufen nicht unbedingt. Einige bessere Bergabwanderer als wir schließen
nun wieder von hinten auf. Nach der Wanderung folgen herrliche Trails – erst
bergab und dann bergauf. Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, spielt uns das
nicht in die Karten und wir müssen einige Teams passieren lassen. Auf den
letzten Kilometern bekommt Immanuel ziemliche Knieprobleme. Aber er beißt sich ein
letztes Mal durch. Die Fakten des heutigen Tages: Platz 27 auf der Etappe und Platz
52 in der abschließenden Gesamtwertung. Am Ende sind das aber alles nur Zahlen.
Entscheidend ist: Wir haben es geschafft, wir sind angekommen, ohne schlimme
Stürze und Defekte. Auch wenn er es etwas anders sieht, kann Immanuel stolz
darauf sein hier als jüngster Starter durchgekommen zu sein. Ich bin ja im Vergleich
zu ihm ein alter Knacker; fahre schon etwas länger mit dem Mountainbike rum als
er; habe schon viele Strecken gesehen und bin so einige Etappenrennen gefahren.
Aber ganz sicher nichts Vergleichbares mit dem Cape Epic. Die Strecken hier
sind unglaublich hart und unglaublich schön zugleich. Ich bin mir ganz sicher:
ich werde wieder kommen … sobald sich die Kriegskasse wieder gefüllt hat.
Am Ende bleibt es mir nur noch all denen zu danken, die es
mir ermöglicht haben, hier dabei zu sein. Die Liste ist lang: Meine liebe
Laura, die so vieles organisiert hat und mir am Ende „kurz vor knapp“ sogar
noch das Hinterrad neu eingespeicht hat (ja, es hat gehalten … besser als so
manches Laufrad von professionellen, hier jetzt nicht näher benannten
Laufradbauern); unsere Eltern, die uns hierher begleitet haben; unsere
Sponsoren (unsere Großeltern eingeschlossen), die uns finanziell unterstützt
haben und ohne die ein Start nicht möglich gewesen wäre; … (Platzhalter für
Personen, die ich hier jetzt vergessen habe); und natürlich auch Immanuel, der
sich an den Start „getraut“ und mit großem Kampfgeist durchgehalten hat.
P. S.: Die Bilder von heute kommen noch. Aber jetzt bin ich zu müde dafür. Gute Nacht!
mega dicken respekt an euch beide wie ihr in den tagen da vorne bei den ganz großen mitgemacht habt. mal mehr mal weniger aber da beachte man, ihr seid keine profis.
AntwortenLöschenjeden abend habe ich mich schon auf euren bericht gefreut und eines ist ganz gewiss, ihr seid jetzt beide um einiges bekannter.
hochachtung und respekt vor euch beiden.
gruß stefan
Gratulation, Ihr Zipfelklatscher-
AntwortenLöschendie Ösis überlebt zu haben ist schon eine großartige Leistung;-) Wir hoffen Ihr hattet noch um einiges mehr Spaß, als es diese Zeilen erahnen lassen.
Salve! Ich schliesse mich den Vorschreibern an: Große Klasse! Glückwünsche für Euer Ding! LG, Günther
AntwortenLöschenGanz ganz ganz große Klasse!!! Glückwunsch, und kommt heil nach Hause!
AntwortenLöschenSehr starkes Gesamtergebnis für euch beide !!! Die täglichen Berichte konnte man sehr gut selbst nachvollziehen. Hut ab. Nun habt ihr den Einstieg in die MTB Saison 2014 gleich richtig gerockt. Alles Gute weiterhin und sturzfreie Fahrt !!!
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