Sonntag, 30. März 2014

7. Etappe - Unglaublich, es ist geschafft!

Die letzte Nacht ist weitgehend ruhig. Ein paar dunkelhäutige Südafrikaner einige Zelte weiter unterhalten sich noch, als ich gegen elf Uhr noch einmal aufwache – aber kein Vergleich zu den Schwiezern oder Ösis der vergangenen Nächte. So schlafe ich bald weiter. Diesmal ist Etappenstart acht Uhr und der Wecker klingelt eine Stunde später als sonst. Wie im Paradies. Als ich aufstehe belehrt ein hellhäutiger Südafrikaner die nächtliche Gespräche führenden dunkelhäutigen Südafrikaner so: „Learn your fucking shit or I will kick your head and let you bleed out here“. Ah ja, ohne Worte. Wenn ich das genauso machen würde, wäre das Fahrerfeld schon längst befreit von Schwiezern sowie Ösis, wir wären in der Gesamtwertung zehn Plätze weiter vorn und würden heute aus Startblock A starten. So geht’s nun leider bei strömendem Regen aus B auf die 69 Kilometer lange Etappe. Unser Plan für heute ist simpel: Vollgas starten und dann hoffen, dass wir hinten raus nicht zu viele Plätze verlieren. Leider geht es sehr schnell in den ersten Anstieg. Die Post ist daher vorne natürlich längst weg, während wir uns noch durchs Feld kämpfen. Im Anstieg arbeiten wir uns dann recht schnell nach vorn. Seit langem überholen wir mal wieder das führende Damenteam und lassen die Masters-Führenden Brentjens/Azevedo stehen. Als es steil wird, fängt Immanuels kleines Kettenblatt an zu spinnen und die Kette verklemmt sich immer wieder. Er muss ständig runter vom Rad und die steilen Rampen müssen wir schieben. Das kostet viel Kraft. Dennoch kommen wir über den ersten Anstieg drüber ohne von irgendjemandem überholt zu werden. Ich rate Immanuel, nur noch das große Blatt zu benutzen. Er beherzigt es. Das erste Mal seit dem Start vor einer Woche muss ich jetzt richtig über die Berge drücken. Vielleicht hätte ich ihm einfach das kleine Blatt abschrauben sollen? Egal, jetzt ist es zu spät dafür. Irgendwann kommt die einzige lange Pflicht-Schiebepassage des gesamten Rennens. Geschätzte zwei Kilometer bergab auf glitschigen, kindskopfgroßen Steinen. Eine super Sache in Radschuhen. Dazu kommt noch, dass mir vor drei Tagen ein hochfliegender Felsbrocken meinen linken großen Fußzeh ruiniert hat. Das steigert das Wohlbefinden beim Bergablaufen nicht unbedingt. Einige bessere Bergabwanderer als wir schließen nun wieder von hinten auf. Nach der Wanderung folgen herrliche Trails – erst bergab und dann bergauf. Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, spielt uns das nicht in die Karten und wir müssen einige Teams passieren lassen. Auf den letzten Kilometern bekommt Immanuel ziemliche Knieprobleme. Aber er beißt sich ein letztes Mal durch. Die Fakten des heutigen Tages: Platz 27 auf der Etappe und Platz 52 in der abschließenden Gesamtwertung. Am Ende sind das aber alles nur Zahlen. Entscheidend ist: Wir haben es geschafft, wir sind angekommen, ohne schlimme Stürze und Defekte. Auch wenn er es etwas anders sieht, kann Immanuel stolz darauf sein hier als jüngster Starter durchgekommen zu sein. Ich bin ja im Vergleich zu ihm ein alter Knacker; fahre schon etwas länger mit dem Mountainbike rum als er; habe schon viele Strecken gesehen und bin so einige Etappenrennen gefahren. Aber ganz sicher nichts Vergleichbares mit dem Cape Epic. Die Strecken hier sind unglaublich hart und unglaublich schön zugleich. Ich bin mir ganz sicher: ich werde wieder kommen … sobald sich die Kriegskasse wieder gefüllt hat.

Am Ende bleibt es mir nur noch all denen zu danken, die es mir ermöglicht haben, hier dabei zu sein. Die Liste ist lang: Meine liebe Laura, die so vieles organisiert hat und mir am Ende „kurz vor knapp“ sogar noch das Hinterrad neu eingespeicht hat (ja, es hat gehalten … besser als so manches Laufrad von professionellen, hier jetzt nicht näher benannten Laufradbauern); unsere Eltern, die uns hierher begleitet haben; unsere Sponsoren (unsere Großeltern eingeschlossen), die uns finanziell unterstützt haben und ohne die ein Start nicht möglich gewesen wäre; … (Platzhalter für Personen, die ich hier jetzt vergessen habe); und natürlich auch Immanuel, der sich an den Start „getraut“ und mit großem Kampfgeist durchgehalten hat.


P. S.: Die Bilder von heute kommen noch. Aber jetzt bin ich zu müde dafür. Gute Nacht!

5 Kommentare:

  1. mega dicken respekt an euch beide wie ihr in den tagen da vorne bei den ganz großen mitgemacht habt. mal mehr mal weniger aber da beachte man, ihr seid keine profis.
    jeden abend habe ich mich schon auf euren bericht gefreut und eines ist ganz gewiss, ihr seid jetzt beide um einiges bekannter.
    hochachtung und respekt vor euch beiden.
    gruß stefan

    AntwortenLöschen
  2. Gratulation, Ihr Zipfelklatscher-
    die Ösis überlebt zu haben ist schon eine großartige Leistung;-) Wir hoffen Ihr hattet noch um einiges mehr Spaß, als es diese Zeilen erahnen lassen.

    AntwortenLöschen
  3. Salve! Ich schliesse mich den Vorschreibern an: Große Klasse! Glückwünsche für Euer Ding! LG, Günther

    AntwortenLöschen
  4. Ganz ganz ganz große Klasse!!! Glückwunsch, und kommt heil nach Hause!

    AntwortenLöschen
  5. Sehr starkes Gesamtergebnis für euch beide !!! Die täglichen Berichte konnte man sehr gut selbst nachvollziehen. Hut ab. Nun habt ihr den Einstieg in die MTB Saison 2014 gleich richtig gerockt. Alles Gute weiterhin und sturzfreie Fahrt !!!

    AntwortenLöschen