Heute Morgen müssen wir zeitig raus – 05:30 Uhr
klingelt der Wecker, denn wir haben noch eine längere Anreise zum Startort vor
uns. Es klappt alles überraschend reibungslos und so können wir uns in aller
Ruhe auf den Start des Prologs über 24 km vorbereiten. Die rund 600 Teams
starten in 25-Sekunden-Abständen. Ab 9:04:10 Uhr sind wir mittendrin. Bereits
nach kürzester Zeit fangen wir an, die vor uns gestarteten Teams aufzusammeln.
Auf den sehr schmalen Trails ist Überholen meist sehr schwierig bzw. ein
ziemliches Prozedere. Am ersten Anstieg, dem „Stairway to heaven“ kommen wir
aber halbwegs voran und lernen dabei, dass wir „Rennschlangen“ (racing snakes)
sind. Oben angekommen stürzen wir uns in die erste Abfahrt. Der Temporausch ist
aber recht schnell dahin als wir auf ein anderes Team auflaufen. Überholen ist
unmöglich und so müssen wir den Rest des Downhills fluchend an den Bremshebeln
klemmend verbringen. Nachdem wir im darauffolgenden Anstieg noch einmal einige
Teams überholen, ziehen wir in der anschließenden Abfahrt die endgültige
Parkkarte. Ein Mixed-Team zieht vor uns seine Kreise. Die nicht gerade schlanke
Dame taumelt im Schritttempo um die Ideallinie zwischen linkem und rechtem Rand
des Trails herum. Der Begriff „Streubombe“ bekommt hier eine neue Bedeutung für
mich. Das Ganze artet in eine Geduldsprobe aus. So schnell läuft die
Metamorphose von der Rennschlange zur Rennschnecke („racing snail“) ab. Wir
haben uns vor dem Rennen eingeredet, dass uns die Platzierung egal ist und es
nur um den Spaß geht (wie schon einmal erwähnt, sind wir ja auch in unglaublich
schlechter Verfassung …). Jeder der uns etwas näher kennt, weiß aber, dass es
einen nicht deinstallierbaren Rennschalter bei uns gibt. Beim Training
beteilige ich mich schon seit Jahren nicht mehr an Ortsschildsprints oder
dergleichen. Mir ist es auch egal, wenn mich dabei ein Trekkingradler überholt.
Aber wenn der Startschuss gefallen ist, sieht es anders aus. Dann gibt es nur
noch „volle Kraft voraus“. Und genau das ist jetzt gerade nicht möglich. Trailspaß
mag auch nicht so recht aufkommen. Das hier ist in etwa so, wie ich mir eine
Fahrt im Schritttempo mit einem Ferrari auf der Rennstrecke vorstelle. Fest
steht: Die Trails sind genial – wären nur nicht so viele Leute darauf
unterwegs. Aber zurück zum Problem: Irgendwann gelingt es mir doch, durch eine
scharfe 180°-Kehre innen hindurch zu überholen. Den Mann des Mixed-Teams
schnappe ich mir gleich auch noch. Es fehlt nur eins: Mein Bruder Immanuel. Ich
muss eine Weile warten, bis er wieder da ist. Mir ist schon beim Anblick des
blutigen Armes klar, dass es ihn beim Überholversuch erwischt hat. Von nun an
scheint bei ihm der Rennschalter ausgeknipst zu sein. Das ist aber auch egal,
da wir nun auf eine große Gruppe von Fahrern auflaufen, die ohnehin nicht zu
überholen ist. Nachdem wir es später doch irgendwie geschafft haben, wartet
schon die nächste Geduldsprobe auf uns. Dann endlich haben wir freie Fahrt. In
den Zieltrail sticht Immanuel hinein, wie ich es bisher noch nicht von ihm
gesehen habe. Wir haben Glück und laufen auf keine weiteren Teams auf. Ein
Anlieger jagt den nächsten und wir haben nun endlich den gewünschten Spaß. Die
letzten Kilometer im Flachen geben wir noch einmal richtig Gas und erreichen in
knapp 1:16 Stunden das Ziel auf Gesamtplatz 69. Der Rückstand auf die Sieger
beträgt zwar über eine Viertelstunde, aber in Anbetracht der Tatsache, dass die
Profi-Teams am Ende praktisch ungehindert fahren konnten, ist das gar nicht mal
so schlecht.
Nach dem Rennen geht es mit der Afrikanern eigenen „Zügigkeit“ mit
dem Bus ins nächste Camp. Ab jetzt schlafen wir im Zelt. Morgen müssen wir
allerdings noch früher raus, da um 7 Uhr schon der Startschuss über die 108
Kilometer lange Strecke fällt. Dann beginnt das eigentliche Rennen – voraussichtlich
bei Regen …
Dann mal weiterhin viel Spaß. Lasst alles heile.
AntwortenLöschenHaut rein, Maxi
P.S.: Angesichts von Schneeregen und ähnlichen Schweinereien in der Heimat werden Beschwerden über die Wettervorhersage im Zusammenhang mit Bildern von blauem Himmel und kurzärmligen Radfahrern mit Unverständnis überlesen.